Bedenkliche Stoffe begegnen uns in Kosmetika und Lebensmitteln jeden Tag. Codecheck gibt den Konsumenten die Kontrolle zurück.

Was haben Acryllack und Weichspüler gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Nimmt man jedoch die Inhaltsstoffe der Produkte genauer unter die Lupe, fällt auf, dass beide ein Biozid enthalten können, das ein hohes Allergiepotenzial aufweist und am Arbeitsplatz deshalb nur in geringer Konzentration erlaubt ist. Gesundheitsschädigende Inhaltsstoffe und billige Füllmaterialien begegnen uns im Alltag sogar in den unscheinbarsten Produkten. Hinzu kommt, dass Zungenbrecher wie Benzisothiazolinon und Propylparaben das Verstehen der Ingredienzenliste deutlich erschweren. Was wäre, wenn man auf einmal wüsste, was sich hinter all diesen komplizierten Wörtern verbirgt? Die App Codecheck hat es sich zum Ziel gesetzt, genau das für Konsumenten zu ermöglichen – und zeigt die ganze, ungeschönte Wahrheit.

Die Gefahr im Kleingedruckten

Allergiepotenzial, Verdacht auf hormonelle Wirksamkeit, Zusammenhang mit Brustkrebs wird geprüft – diese alarmierenden Hinweise gehören nicht etwa auf die Rückseite eines aggressiven Chlorreinigers. Das, was die App Codecheck da an Informationen zutage fördert, beschreibt die Inhaltsstoffen eines handelsüblichen Deodorants. Wäre ihnen bewusst, welche bedenklichen Chemikalien enthalten sind, würden sich viele Verbraucher wahrscheinlich für ein anderes Produkt entscheiden. Das Problem besteht aber darin, dass kritisch zu bewertende Inhaltsstoffe ohne fundiertes Hintergrundwissen quasi nicht zu durchschauen sind.

„Immer mehr Konsumenten wünschen sich eine volle Transparenz in Bezug auf die von ihnen benutzten Produkte. Sie wollen wissen, woher die Inhaltsstoffe kommen, wie sie sich auf die Umwelt und ihre Gesundheit auswirken“, weiß Boris Manhart, CEO und Co-Founder von Codecheck. Doch anstatt mit unbedenklichen Zusammensetzungen glänzen die Hersteller vor allem mit einer ausgeklügelten Marketing-Strategie. Die Prüfung mit Codecheck zeigt, dass sogar Marken, die mit der Verwendung von veganen und natürlichen Inhaltsstoffen werben, alles andere als unbedenklich sind. Auch hier sind chemische Stoffe enthalten, die im Verdacht stehen, zellschädigend, hormonell wirksam und sogar krebserregend zu sein – reine Augenwischerei also.

Die berechtigte Angst vor Mikroplastik

Doch nicht nur schädliche Substanzen werden viel zu häufig für die Herstellung von Kosmetika und Co. verwendet. Auch Mikroplastik ist ein Zusatz, auf den viele Konsumenten gerne verzichten würden: Laut einer im Februar diesen Jahres durchgeführten Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung sind 56 Prozent der Deutschen über Mikroplastik, das in Lebensmitteln enthalten ist, beunruhigt. Und das zurecht: Im Oktober 2018 gaben Forscher der Medizinischen Universität Wien erstmals an, Mikroplastik in menschlichem Stuhl nachgewiesen zu haben. An der Studie nahmen insgesamt acht Personen teil, die auf verschiedenen Kontinenten lebten und sowohl in Plastik verpackte Lebensmittel als auch Fisch und Schalentiere zu sich nahmen. Nach einer Woche fanden die Forscher Kunststoffpartikel in den Stuhlproben aller acht Teilnehmer. „In unserem Labor konnten wir neun verschiedene Kunststoffarten nachweisen“, sagte Bettina Liebmann, die als Expertin für Mikroplastik-Analysen im österreichischen Umweltbundesamt tätig ist. „Am häufigsten fanden wir jedoch Partikel von Polyprophylen und Polyethylenterephtalat in unseren Proben.“ Letzteres wird beispielsweise für die Herstellung von Einwegflaschen verwendet.

Einer Analyse der Universität Newcastle in Australien zufolge ist Trinkwasser die größte Quelle für die Aufnahme von Mikroplastik. Aber auch über den Verzehr von Schalentieren oder durch Partikel in Peelings und Zahnpasta können die kleinen Teilchen in unseren Körper gelangen. Im globalen Durchschnitt kommen wir so auf bis zu fünf Gramm wöchentlich, was dem Gewicht einer Kreditkarte entspricht. Zwar ergaben erste Untersuchungen des deutschen Bundesinstituts für Risikoforschung, dass oral aufgenommene Plastikpartikel weder das Magen- noch das Darmgewebe schädigen, auf Getränke, die in Plastikflaschen abgefüllt sind, sollte man trotzdem im Zweifelsfall lieber verzichten. Langzeitstudien, die die Folgen auf den menschlichen Organismus belegen, stehen noch aus. Bei einigen im Plastik enthaltenen Zusatzstoffen wurden jedoch bereits jetzt negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit sowie Zellmutationen festgestellt.

Wissen, was gut ist

Auch am Anfang von Codecheck stand eine falsche Kaufentscheidung. Während seines Urlaubs auf Kuba kaufte Roman Bleichenbacher 1998 eine Mango – und musste im Gespräch mit einheimischen Freunden feststellen, dass er übers Ohr gehauen worden war. Was er nicht wusste: Die Frucht war noch gar nicht reif und konnte deshalb nur bei einem gutgläubigen Touristen Absatz finden. Erstmals begann er, sein Kaufverhalten kritisch zu hinterfragen und suchte nach einer Möglichkeit, die es Konsumenten erleichterte, selbstständig gute Produkte zu finden. Das führte ihn zu der Idee, mithilfe des Strichcodes eine Datenbank aufzubauen, auf die alle zugreifen können – und Codecheck war geboren. Seitdem wächst die App unter CEO und Mitgründer Boris Manhart unaufhörlich und belegt im App-Store von Apple inzwischen sogar Platz eins im Bereich Gesundheit und Fitness.

Und so geht‘s: Wer sich zu Hause oder direkt vor Ort im Supermarkt nicht sicher ist, ob seine Lieblingsprodukte tatsächlich so gut sind wie erhofft, der kann mithilfe der App den Strichcode scannen und erhält sofort Zugriff auf alle wichtigen Informationen. Was kostet das Produkt? Wo ist es erhältlich? Welcher Konzern steckt hinter der Marke? Und vor allem: Welche Stoffe sind enthalten und wie werden diese bewertet? Bei besagtem Deostick, hergestellt von der – nach eigenen Angaben – Nummer-eins-Deomarke weltweit, liest sich Codechecks Produktbewertung wie folgt: 13 unbedenkliche Inhaltsstoffe, zwei leicht bedenklich, vier bedenklich und immerhin einer sehr bedenklich, außerdem ist Mikroplastik enthalten, Palmöl eventuell ebenfalls. Für diese Bewertung greift Codecheck auf Datenquellen unabhängiger Organisationen zurück, darunter beispielsweise der Deutsche Allergie- und Asthmabund und die Verbraucherzentrale Deutschland sowie die Europäische Kommission oder das California Department of Public Health.

„Unser Wissenschaftsteam arbeitet konstant daran, unverständliche Inhaltsstoffe zu erklären und damit den Einkauf zu erleichtern“, erläutert Boris Manhart im Gespräch mit t3n weiter. „Zusätzlich ermutigen wir so auch Unternehmen, nachhaltigere Produkte zu entwickeln, die bei bewussten Konsumenten besser ankommen. Ob Mikroplastik, Palmöl, gluten-, laktose- oder silikonfrei oder Zuckergehalt – Codecheck erweitert die Filterfunktionen stetig, um mehr Transparenz für Kosmetikprodukte und Lebensmittel zu gewährleisten. Mit mehr als acht Millionen Downloads und über 3,5 Millionen Nutzern hilft Codecheck dabei, Kaufentscheidungen zu treffen, die besser für die Gesundheit und die Zukunft der Erde sind.“

Endlich mehr Klarheit

Bisher haben die undurchsichtigen Bezeichnungen in der Ingredienzenliste von Lebensmitteln und Kosmetika es den Konsumenten deutlich erschwert, den Überblick zu behalten. Ohne fachliche Hilfe war es ihnen quasi unmöglich, zu verstehen, was sich hinter all dem komplizierten Fachchinesisch tatsächlich verbirgt. Codecheck setzt dem ein Ende und ermöglicht eine bessere Kontrolle über jene Stoffe, die tagtäglich verzehrt, eingeatmet oder auf Haare, Körper und Gesicht geschmiert werden. In einer Zeit, in der sich immer mehr Menschen mit der Frage auseinandersetzen, wie sie ihr Konsumverhalten mit mehr Nachhaltigkeit in Einklang bringen können, ist das ein wichtiges Tool – Hilfe zur Selbsthilfe sozusagen. Zu hoffen bleibt, dass das wachsende Bewusstsein der Bevölkerung auch die Industrie zunehmend unter Druck setzt. Denn Mikroplastik hat als billiges Füllmaterial in einem Deostick wirklich nichts zu suchen.

„Die Deklaration von Inhaltsstoffen sollte transparenter werden. Firmen sollten Informationen zur Bioabbaubarkeit beziehungsweise zur Persistenz von Inhaltsstoffen, die in die Umwelt geraten können, öffentlich zugänglich hinterlegen“, fordert auch Ruta Almedon, der als Head of Science bei Codecheck tätig ist. „Auf Waschmitteln sind zum Beispiel nur minimale Angaben der Inhaltsstoffe zu finden. Viele umweltrelevante Inhaltsstoffe müssen überhaupt nicht deklariert werden und sind nur nach aufwendiger Recherche zu finden – wenn überhaupt. Hier ist eine Änderung der Deklarationsregeln dringend erforderlich, denn Waschmittel enthalten eine große Zahl schwer- oder nicht abbaubarer synthetischer Polymere, die in unsere Abwässer und von da in offene Gewässer gelangen.“

https://t3n.de/news/diese-app-sagt-bedenklichen-kampf-1216694/2/